Schildkröten suchen sich auch ihren Partner aus. Dabei kann es sein, dass sie den einen mögen und den anderen wiederum nicht. Sie sollten darauf achten, dass in ihrer Gruppe mehr Weibchen als Männchen vorhanden sind, denn sonst könnte es für das Weibchen sehr stressig werden, wenn alle Männer hinter ihr her sind. Des Weiteren sollten die Größenunterschiede bei den Pärchen nicht allzu groß sein. Weibchen sind aber meist größer als die Männchen. Sie müssen unbedingt darauf achten, dass die Schildkröten den Jahresrythmus einhalten, dies ist sehr wichtig für die Fruchtbarkeit. Im engen Zusammenhang hat man herausgefunden, dass das Klima des Vorjahres eine wichtige Rolle bei der Fortpflanzung spielt. War der Sommer im Vorjahr sehr warm, können Sie gute Gelegeergebnisse haben.
Werberitual und Paarung
Nach dem Winterschlaf beginnen die Männchen um das Weibchen zu werben. Dabei können die Männchen sehr grob sein. Sie verfolgen das Weibchen, umkreisen und beißen es in die Hinterbeine um das Weibchen anzuhalten. Durch Angriffe von vorne z.B. Bissen gegen den Kopf, Hals und die Vorderbeine und Rammstöße gegen den Panzer, versuchen Männchen das Weibchen dazu zu bewegen, dass sie den Analbereich aus dem Panzer herausstrecken. Sobald das Weibchen dies macht, versucht das Männchen auf das Weibchen zu klettern. Ist das Weibchen noch nicht zur Paarung bereit, läuft es immer wieder vor dem Männchen weg und das Werberitual beginnt von neuem. Ist das Weibchen bereit, bleibt es stehen und das Männchen kann seinen Penis in die Kloake des Weibchens einführen. Durch Stoßbewegungen wird die Paarung vollzogen. Dabei kann es sein, dass die Männchen Laute von sich geben. Dies ist ganz natürlich.
Eiablage
Gewöhnlich legen Schildkröten-Weibchen ca. 4-6 Wochen nach der Paarung ihre Eier ab. Dabei prüfen sie vorher den Ablageplatz genau. Sie führen Probegrabungen durch, wandern unruhig hin und her und beschnuppern den Boden. Diese Prozedur kann bis zu einigen Tagen dauern. Wird das Weibchen bei der Eiablage durch paarungswillige Männchen oder andere Artgenossen zu häufig gestört, muss man sie für einige Zeit getrennt halten. Ist ein geeigneter Platz gefunden, gräbt das Weibchen mit den Hinterbeinen eine Grube von ca. 15 cm. Nach dem Fertigstellen der Grube sitzt das Weibchen bis zum Einsetzen der Wehen über der Grube. Die Eier werden in kurzen Abständen hinausgepresst, mit den Hinterbeinen aufgefangen und sanft in der Grube platziert. Ist die Eiablage beendet verschließt das Weibchen die Bodengrube Stück für Stück und stampft die einzelnen Bodenschichten fest. Nach diesem Prozess sucht das völlig geschwächte Weibchen einen ruhigen Platz zum Ausruhen auf. Die Grube wird so verschlossen, dass man hinterher die Grube nicht mehr erkennt. In der Natur ist dies sicherlich sinnvoll, denn andere Tiere betrachten Schildkröteneier als eine Delikatesse.
Bergung und Bebrütung der Eier
In unserem Klima müssen Sie die Eier bergen und künstlich bebrüten, da unser Sommer zu kalt ist. Scharren Sie mit einem Löffel die Grube aus und entnehmen Sie die von oben gekennzeichneten (mit Bleistift durch ein Kreuz oder einen Punkt) Eier vorsichtig. Die Eier werden nach der Entnahme aus der Grube in eine Plastikschale, die etwa zur Hälfte mit Sand/Gartenerdemischung gefüllt ist, gelegt. Dabei müssen Sie beachten, dass die Lage der Eier nicht verändert wird. Mit einem Bleistift schreiben Sie auf das Ei das Ablagedatum. Danach kommen die Plastikschalen in einen Brutbehälter (im Zoohandel erhältlich). Schließen Sie den Brutbehälter und stellen ihn auf eine Temperatur um die 28° – 34° Grad Celsius ein. Man hat beobachtet, dass bei einer wärmeren Bruttemperatur mehr weibliche als männliche Schildkröten geboren werden.
Das Schlüpfen
Nach 55 bis 70 Tagen schlüpfen die Tiere. Mit dem sog. Eizahn kratzt der Schlüpfling in die Schale kleine Risse, damit Luft in die Schale dringt. Der Schlüpfling beginnt zu atmen. Danach stößt er mit dem Kopf ein kleines Loch in die Kalkschale. Dieser Vorgang kann sich über Stunden bis zu Tagen hinziehen. Währendessen entfaltet sich der Panzer. Durch Drehbewegungen platzen schließlich Stücke der Eischale weg. Nach dem Schlüpfen sind die „Kleinen“ zunächst rund, später strecken sie sich noch. Danach können Sie ihre Jungtiere in einen Wasserbehälter setzen, dort können sie sofort etwas trinken. Danach setzen Sie die Jungen wieder in den Behälter zurück.
Aufzucht der Jungtiere
Sie sollten nun schnellstmöglich ein Aufzuchtterrarium oder ein kleines Frühbeet für draußen einrichten. Dabei müssen Sie die gleichen Bedingungen schaffen wie bei den erwachsenen Tieren. Richten Sie eine UV-Lampe speziell für Reptilien ein, denn die Jungtiere benötigen viel UV-Licht und Wärme. Sie sollten auf eine abwechslungs- und vitaminreiche Ernährung achten. Das Hinzufügen von Kalkpräparaten (Sepiaschale) ist dabei sehr wichtig, denn Kalk (Sepiaschale) ist wichtig für die Härtung des Panzers. Es kann einige Tage dauern, bis die „Kleinen“ essen, dies ist ganz natürlich. Schneiden Sie das Futter etwas kleiner, damit die Jungtiere es besser greifen und essen können. Überfüttern Sie aber ihre Schildkröten nicht, denn dies fördert ein schnelles Wachstum, was zu Höckerbildung führt. Baden Sie ihre Schildkröten alle 2-3 Tage ausgiebig, dabei können die Jungtiere viel trinken. Vergessen Sie nicht, dass das Jungtier im kommenden Jahr in ein Freilandgehege gesetzt werden muss. Dieses sollte aber auch von oben mit einem Maschendrahtzaun gesichert werden. Vögel, Katzen und andere Tiere könnten sonst gefährlich für Ihre Jungtiere werden. Alles andere ist ähnlich wie bei den erwachsenen Tieren einzurichten.
Jungtiere überwintern?
Sie sollten Ihre Jungtiere im ersten Jahr nicht so lange überwintern lassen wie die erwachsenen Tiere. Ca. 2 Monate sind angebracht und von Jahr zu Jahr können Sie diese Zeit steigern. Die ideale Überwinterungstemperatur liegt bei 3° – 7° Grad Celsius. Kranke Tiere dürfen keine Winterruhe machen, sie sollten den Winter über im warmen Haus gehalten werden.